Beethovens Klaviersonaten als religiöses Erlebnis
Beethovens Klaviersonaten seien das Neue Testament der Musik, meinte einst Hans von Bülow. Damit benannte er einprägsam den Rang dieser Kompositionen wie auch die religiöse Erwartung, die ihnen von Publikum und Interpreten entgegen gebracht wurde.
Das Buch geht der religiösen Rezeption der Klaviersonaten von Beethovens Lebzeiten bis heute nach. Die Ausführungen stützen sich auf bisher kaum ausgewertet Literatur. Sonatenführer, Konzertprogramme, Schallplattenbeihefte, biografische Texte oder lyrische Versuche erhellen interessante, mitunter auch kuriose Details der Rezeption. Die insgesamt zehn Kapitel skizzieren geschichtliche Phänomene wie „Kunstreligion“ oder „Spätwerk“, widmen das Augenmerk so verschiedenartigen Persönlichkeiten wie Elly Ney, Wilhelm Kempff oder Alfred Brendel und thematisieren einzelne Sonaten wie die „Mondscheinsonate“ oder Opus 111.
Mit Bibelzitaten, mystischen Begriffen, in hymnischen Äußerungen oder gar „Bekenntnissen“ präsentieren sich die untersuchten Texte in überraschender Nähe zu religiöser Erbauungsliteratur. So wird die Klaviersonate, die keine religiöse Signatur im landläufigen Sinn mitbringt, als Gottesklang vernehmbar. Das Buch stellt die religiöse Beethovenerwartung der Tradition dar, beleuchtet sie kritisch und fragt ansatzweise nach einem religiösen Erleben der Klaviersonaten im Gotteshorizont der Gegenwart.
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