Von den sieben Flötensonaten Johann Sebastian Bachs gehören die vier genannten dem von ihm gefundenen und erprobten Typus der Sonate für ein Melodieinstrument im Zusammenwirken mit einem obligaten Tasteninstrument an. Das Wort "obligat" steht hier für die Gleichberechtigung beider Instrumente, indem der rechten Hand des Tastenspielers nicht etwa die üblich freie Aussetzung des Generalbasses obliegt, sondern ein ausgeschriebener Dialog-Part im Verhältnis zur Flötenstimme zugewiesen wird.
Auf diesen vier Sonaten - nämlich h-moll, Es-Dur, A-Dur und g-moll - basiert die vorliegende Erweiterung der Syrinx Studio-Edition, die wie bei den Konzerten die Oberstimme unberührt und die Unterstimme den Kontext bieten lässt, welcher den Stimmen des Tasteninstruments entstammt. Insofern entsprechen auch diese Absetzungen den im Klappentext der Syrinx Studio-Edition erwähnten Prinzipien.
Hinzu tritt jedoch in diesem Falle eine durchgehende Bezeichnung beider Stimmen in Gestalt von korrespondierenden Artikulationen sowie Affekt- und Dynamikangaben, die allerdings lediglich als strukturverdeutlichende Vorschläge anzusehen sind und von den Ausführenden je nach praktischer Eigenerfahrung oder Auffassung abgewandelt werden können.
Da eine derart durchartikulierte Notation, die vor allem dem Wiedererkennen der einzelnen Motive im Verlauf des Gesamt-Stimmgefüges dient, mit einem Tastenpartner erfahrungsgemäß kaum jemals wirklich hörbar zu machen ist, kann diese Edition dazu führen, manche Bestandteile der überragenden kompositorischen Absichten Bachs besser zu verstehen, aber auch zu realisieren, abgesehen davon, dass beide Flötenpartner (auch im Verhältnis als Lehrer und Schüler) an der Ausgestaltung der eigentlichen Flötenstimme aktiv mitwirken können und damit dem später hinzutretenden Tastenpartner, der in diesen Fällen nicht unbedingt ein Cembalist sondern durchaus auch ein Pianist sein kann, sinnvoll vorzuarbeiten in der Lage sind.